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Karfreitag

Der Bestatter und der Tod

Holger Becker-von WolffBestatter Volker Schmitt sieht sich als Handwerker, Dienstleister, Pathologe, Kosmetiker, Kaufmann, Redner und Seelsorger

Der Karfreitag erinnert an das Leiden und Sterben Jesu Christi. Der Bestatter Volker Schmitt begegnet täglich dem Tod - nicht nur an Karfreitag.

„Wer dem Tod bewusst entgegenschaut, lebt auch intensiver“, findet die Pfarrerin Annegret Puttkammer. Man solle öffentlich über den Tod reden, sagt die Pröpstin für Nord-Nassau. „Christen müssen den Tod nicht fürchten, deshalb brauchen sie ihn nicht zu verdrängen.“ Zudem mache das gemeinsame Denken an den Tod auch offener für die, denen es nicht so gut geht wie einem selbst: „Wir brauchen Tage, an denen wir gemeinsam still sind und die dunklen Seiten des Lebens aushalten. So bleibt unsere Gesellschaft wach für die Schwachen und Leidenden.“

Ständige Begegnung mit dem Tod

Volker Schmitt begegnet ständig dem Tod, als Bestatter lebt er in ständiger Rufbereitschaft. Denn der Tod kommt selten vorangemeldet. Seine Mission: Er möchte da sein, wenn Menschen ihn rufen. Den letzten Urlaub hatte er vor vierzehn Jahren. Nur einmal noch war er mit seiner Frau für zwei Tage zu einem Musical nach Berlin gefahren. „Und schon unterwegs klingelte das Handy“, erzählt Volker Schmitt.

Sein Sohn Manuel hat für ihn den Trauerbesuch übernommen. Auch in diesem Jahr ist die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen an Karfreitag oder Ostern sterben, sehr hoch. „Ich kann mich schon gar nicht mehr daran erinnern, dass kein Trauerfall an diesen Tagen eingetreten ist“, sagt Schmitt, der am Ostermontag zu seiner Mutter ins Pflegeheim fahren will.

Kein Fleisch an Karfreitag

Wie er Karfreitag verleben wird, weiß Volker Schmitt nur ungefähr. „Ich werde gegen meine Gewohnheit an Karfreitag kein Fleisch und keine Wurst essen“, sagt der Bestatter in Frohnhausen, „und das aus Ehrfurcht vor dem Tod Jesu Christi am Kreuz“. Schmitt ist gläubiger Christ, der Besuch des Gottesdienstes an Karfreitag und Ostern ist ihm und seiner Frau sehr wichtig.

Vom normalen Schreiner zum Bestatter

Seit 2009 ist Schmitt hauptberuflicher Bestatter. Er sieht sich als Handwerker, Dienstleister, Pathologe, Kosmetiker, Kaufmann, Redner und Seelsorger: Bei allem steht der "liebevolle und würdige Abschied" im Vordergrund. Dieser Beruf hat das Leben des gelernten Schreiners und Tischlers völlig verändert.

„Das Beste kommt zum Schluss, so wie ein leckerer Nachtisch“

„Wir leben bewusster, der Tod umgibt uns tagtäglich“, sagt Schmitt. Im Gegensatz zu seinem vierundzwanzigjährigen Sohn hat er noch keine endgültige Bestattungsvorsorge vorbereitet. Er will eine Sargbestattung mit Platz auf einem Friedhof mit Bäumen. Und: „Ich möchte nach meinem Tod ebenso würdevoll begleitet werden, wie wir es hier mit den Verstorbenen tun“, sagt Schmitt. Angst vor dem Tod habe er nicht: „Ich habe großen Respekt vor dem Sterben, aber keine Angst. Denn: Das Beste kommt zum Schluss, so wie ein leckerer Nachtisch“, sagt er und ergänzt: „Wir können nicht alle hier auf Erden bleiben. Aber auch dafür hat Gott neben der wunderbaren Schöpfung gesorgt.“ Dass der Mensch auch eine Seele besitzt, davon ist Schmitt überzeugt: „Es gibt ein Leben nach dem Tod“, sagt er.

Besonders beeindruckt hat ihn eine gläubige Frau, die zu Lebzeiten ihre Bestattung mit ihm geplant hatte. „Es dauerte leider nur wenige Monate, da riefen die Angehörigen mich an: Die Frau hatte Krebs im Endstadium“, sagt Schmitt. Die Vorsorge der Frau hat vieles weitere einfacher gemacht für die Familie.

Als Teenager erste Kontakte mit Verstorbenen

Mit 14 Jahren durfte er das erste Mal mit seinem Vater einen Verstorbenen aus dem Krankenhaus abholen. „Da habe ich nicht viel darüber nachgedacht, aber ich hatte auch keine Berührungsängste vor dem Tod“. Allerdings fiel bei ihm die Berufswahl als Schreiner Bestatter zu werden, erst nach zwei einschneidenden Erlebnissen.

„Das erste Erlebnis war vor über 28 Jahren, als ich meine Frau kennenlernte“. Mit ihr habe er Gottesdienste besucht und gläubige Menschen kennengelernt. „Das Miteinander hat mich überzeugt, seitdem lebe ich bewusst meinen Glauben“. Die zweite Erfahrung war eine Erkrankung. „Ich stand vor einer Operation, da kamen Freunde zu mir, um mit mir am Krankenbett zu beten. Da habe ich Begleitung erfahren, und das möchte ich auch den Trauernden weitergeben“. 

Zeit zum Abschied nehmen

Mit der eigentlichen Entscheidung für den Beruf des Bestatters hat er den väterlichen Betrieb völlig umgekrempelt. Aus der Schreinerei mit Sarglager wurde im Herbst 2012 ein Trauerhaus mit eigener Kapelle und einem Begegnungsraum für bis zu 80 Menschen. „Wir möchten den Angehörigen ermöglichen, sich in Ruhe von ihrem Angehörigen zu verabschieden“, sagt Schmitt. Das sei wichtig, um im Trauerprozess den Verlust verarbeiten zu können. Beerdigungen nur im engsten Familienkreis zu begehen, sieht er persönlich eher kritisch. Er bahre Verstorbene gerne für mehrere Tage auf. Denn oft könnten Familien gar nicht überschauen, ob es nicht doch Freunde oder Bekannte gibt, die ebenfalls Abschied nehmen möchten.

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